Nachruf Werner Schwarzer

Werner Schwarzer 7.5.1956 – 23.3.2023 Zentralpräsident WAV–RM–TS 1989 bis 2016

Markus Fischer.   Werner Schwarzer, ehemaliger Zentralpräsident des Werkstätten-Angestellten-Verbandes (WAV) vom 1. Juni 1989 bis 1999, des Unterverbands des Rollmaterialpersonals (RM) von 2000 bis 2008 und des Unterverbands Technisches Servicepersonal (TS) bis Ende 2016, ist am 23. März überraschend verstorben. Die Trauerfeier fand am 14. April in Zürich statt, wo Werner im Kreis 5 lebte. Viele SEV-Mitglieder erwiesen dem Vollblutgewerkschafter die letzte Ehre und sprachen den Angehörigen ihr Beileid aus, besonders der Partnerin und den beiden Töchtern mit fünf Enkelkindern.

Werner wuchs in Engelburg bei St. Gallen auf, lernte ab 1971 Metallbauschlosser und war seit 1971 Gewerkschaftsmitglied. Ab 1976 ging er für seine Firma in ganz Europa und in Arabien auf Stahlbaumontage, bis er am 1. Juni 1982 als Handwerkmeister in die Hauptwerkstätte der SBB in Zürich-Alt­stetten eintrat. Dort präsidierte er 1985 bis 2001 die Betriebskommission und war später Vizepräsident der Peko Division Personenverkehr, 2006 bis 2007 Co-Präsident. 1985 wurde er Vizepräsident der WAV-Sektion Zürich, 1986 Sektionspräsident und am 1. Juni 1989 Zentralpräsident.

Zusammen sind wir stärker

Werner war die treibende Kraft der Fusion des WAV mit Teilen des Aufsichtspersonals (VAS), des Arbeiterpersonals (APV) und des Verwaltungspersonals (VPV) zum RM per Ende 1999. Ziel dabei war, die Berufsgruppen näher zusammenzubringen, damit die SBB sie weniger leicht gegen­einander ausspielen konnte, und ihre Kräfte zu bündeln, wie Werner 2016 erklärte. Er initiierte auch die Fusion von RM und APV zum TS, bei welcher der RPV letztlich nicht mitmachte.

Reorganisationitis

Zu den vielen Herausforderungen für Werners Unterverband gehörten seit den 90er-Jahren die Auslagerungs- und Privatisierungsideen der SBB. Werner trug dazu bei, dass sie im Jahr 2000 beim Start des Projekts Redesign Service Rollmaterial dem SEV versprach, den Rollmaterialunterhalt als Kerngeschäft beizubehalten. Dennoch musste der SEV 2007 ein für die SBB unvorteilhaftes Joint Venture von Stadler in Oberwinterthur bekämpfen, das 100 Stellen gekostet hätte. Die Schliessung der Hauptwerkstätte Chur Anfang 2000 und Stellenabbau auch andernorts konnte der SEV nicht verhindern, aber das Cargo-Werk Bellinzona 2008 retten dank dem Streik mit Unia. Die Officine kamen 2008 zum Personenverkehr wie auch das Werk Biel, dessen Schliessung der SEV bereits 2007 bekämpfen musste und dessen Verkauf an Alstom platzte.

Schon 1989 beklagte der Unterverband die Schwierigkeiten zur Rekrutierung von «gelerntem Personal». Dafür waren die 2012 eingeführten «marktgerechten» Toco- Löhne wenig hilfreich, zumal sie viele Lohngarantien bewirkten. Werner warnte die SBB ständig vor der Überalterung des Personals. Auch sein Unterverband musste sich um die Werbung junger Mitglieder besonders bemühen.

Nachfolge gut vorbereitet

Mit einer Findungskommission sorgte Werner dafür, dass bei seinem Rücktritt als Zentralpräsident sein Nachfolger Claude Meier und der neue Vizepräsident Christoph Geissbühler schon in ihre Aufgaben eingeführt waren. Als das Werk Olten kurz vor Weihnachten 2016 elf Mitarbeitenden der Polsterei den Verlust ihrer Stellen bekannt gab, kritisierte Werner medienwirksam die «fehlende Sozialkompetenz».

In seinen 27 ½ Jahren als Unterverbandspräsident übernahm Werner in der (alten) SEV-Geschäftsleitung bzw. im (neuen) Vorstand auch Verantwortung für die Gesamtorganisation, war Verwaltungsrat der ehemaligen SEV-Versicherungen und Präsident der Pensionskasse SEV. «Obwohl diese komplexe Materie weit von Werners beruflichem Alltag entfernt war, überraschte er mich stets mit picobello Vorbereitungen und Sitzungsleitungen nach allen Regeln der Kunst», lobte SEV-Finanzverwalter Aroldo Cambi an der Trauerfeier. «Ich habe Werner für seine Gradlinigkeit, sein Engagement und seine Verlässlichkeit sehr geschätzt.»

Werner organisierte früh – ab 2003 jährlich – Treffen mit Berufskollegen aus Österreich und später auch Deutschland. Daraus entstand 2016 in der Sektion Eisenbahn der Europäischen Transportarbeiter-Föderation eine offizielle Branchenorganisation für Maintenance, die Werner ab Februar 2017 vier Jahre lang präsidierte. Danach blieb ihm mehr Zeit für seine Hobbys Schrebergarten, Kochen, Wandern und Reisen mit Partnerin, Familie und Freunden – wie Roger Derungs, der ihn 1999 näher kennenlernte und 17 Jahre im Zentralausschuss mit ihm zusammenarbeitete. «Werner war ein guter Redner und hartnäckiger Verhandler. ‹Nicht möglich› gab es für ihn nicht, er hat immer und überall bessere Lösungen gesucht. Er war ein Super Motivator, förderte die Jungen und war gut vernetzt. Sein Tod ist ein grosser Verlust.»